ECW. Extreme Championship Wrestling. Wenn man mehr als die zwei großen Ligen WWE (oder früher WWF) und WCW kennt, dann kennt man in der Regel ECW. Man kennt diese Liga aus Philly für sein blutiges Wrestling, seine passionierten Fans und für sein Rebellentum. Man kennt ECW als was es war: der laute, ungeliebte Sohn des Wrestlings.
Und da stellt sich schon die wichtigste Frage für mich: Für wen soll dieser Film sein? Zum einen erzählt er uns ewig lang, wie Hardcore der Wrestlingstil der Promotion war. Wie laut und nahezu besessen die Fans waren. Wie wild und exzessiv die Partys waren. Aber wer schon einmal von ECW gehört hat weiß das alles, für den bietet der Film nicht viel neues.
Wer jedoch versucht über den Film ECW kennen zu lernen, der steht ebenfalls auf verlorenem Posten. Denn viel mehr als die wirtschaftliche Entwicklung der Promotion, die brutalen Matches und die begeisterten Fans kommt leider nicht rüber. Es werden außer ein paar ECW Midcarder kaum Wrestler wirklich vorgestellt. Und diese sind auch nur im Film, weil sie interviewt werden.
Raven und Sandman kommen kaum zu Wort, Sabu, Rob Van Dam und Tommy Dreamer sagen gar nichts und Paul Heyman und Taz sind nur in Form von Convention-Mitschnitten vertreten.
Schade, denn für den normalen Fan sind die Charaktere und ihre Geschichten der wichtigste Aspekt an einer Promotion. Ohne ihn kann ein neuer Fan sich kaum was vom eigentlichen Produkt vorstellen. Dieser Aspekt wird nicht bedient und wird auch nicht durch die ganzen Bumps-Einblendungen aufgefangen.
Im gleichen Zug bedient der Film nicht die sogenannten Smarks, die Wrestling-Fans die (eine) Ahnung haben. Denn diese wissen bereits alles, was der Film über die Promotion aus Philly zu erzählen hat.
Also: für wen ist dieser Film? In diesem Punkt ist er für mich schlicht gescheitert.
Ein weiterer Punkt, der mich an diesem Film genervt hat, war diese pseudo emotionale Hintergrundsmusik die gefühlt keine Pause gemacht hat. Dilettantisch wird hier eine Melodie aufgesetzt, die scheinbar nie enden will, um ein Nostalgie-Gefühl zu bekommen. Es ist schwer zu beschreiben, aber stellt euch vor ihr würdet eine Stunde lang die Fandango-Theme hören. Echt schwer zu ertragen.
Vielleicht werdet ihr euch fragen: Kann Marsl auch ein gutes Haar an dem Film lassen? Ja, kann er.
Was den Film nämlich besonders macht ist die Einbeziehung von Fans. Der Film redet also nicht nur davon, wie wichtig der Fan-Kult um ECW für den "Erfolg" der Promotion war, er lässt diese Fans auch zu Wort kommen. Das ist ein wichtiger Punkt, denn hier bleibt der Film einer seiner Aussagen, anders als jetzt z.B. bei The Rise And Fall of ECW, treu.
Dieser Film ist keine WWE-Produktion und dadurch kamen auch wichtige Wrestling-Journalisten zu Wort. Ihre Meinung bereichert zwar den Film, aber sie erzählen auch nichts Neues.
Im letzten Punkt möchte ich auf den fehlenden Spannungsbogen eingehen. Statt eine Geschichte mit richtigen Anfang und Ende zu erzählen (und ja, auch Dokumentationen sollten dies tun) handelt er uninspiriert die wirtschaftliche Geschichte der Promotion ab, unterbrochen von Shane Douglas scheinbar unerfolgreichen Versuchen der Reanimation der Liga.
Fazit: Braucht es diesen Film? Nein. Bevor man jedoch zum wiederholten male "The Rise and Fall of ECW" oder einen anderen Film über die Promotion aus Philadelphia anschaut, sollte man doch lieber zu "Barbed Wire City" greifen und den Fans geben, was sie verdient haben - gehört zu werden.
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